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Fräulein Ida und wie sie die Welt sieht

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2024-04-22

An Tagen wie dieser

IMG-20201102-WA0013.jpgEs gibt sie. Diese Tage, an denen wir uns Unendlichkeit wünschen oder zumindest den Tarnumhang von Harry Potter. Eines der schönsten Lieder einer meiner Lieblingsband kann ich hier aus dem Kontext gezogen zitieren und wunderbar einpassen auf uns.
„Durch das Gedränge, der Menschenmenge
Bahnen wir uns den altbekannten Weg
Entlang der Gassen zu den Rheinterrassen
Über die Brücken, bis hin zu der Musik
Wo alles laut ist, wo alle drauf sind
Um durchzudreh’n
Wo die andern warten, um mit uns zu starten
Und abzugeh’n.“
Dank an die wundervollen Toten Hosen für diese Strophe. Die Woche begann mit einem Montag, an dem man weiß, man sollte einfach wieder ins Bett gehen, bis Sonntag durchschlafen und neu starten.  Was ist uns passiert? Auf unserer frühmorgendlichen, routinierten Runde gibt es eine neue Dame. Diese besagte Dame nenne ich mal Gertrud. Getrud hat zwei mittelgroße Mischlingshunde. Ob Rumänien oder Bulgarien oder welches Herkunftsland auch immer, spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Seit Getrud auf der Bildfläche erschienen ist gehen die drei Musketiere und ich ihr weitläufig aus dem Weg. Denn was für mich eine große Rolle in Hundebegegnungen spielt ist ihr Verhalten und Leinenmanangement. Beides wirkte auf mich in der Distanz nicht vertrauenerweckend und ich höre auf meine Intuition, wenn sie sagt: Gertrud begegnen ist keine gute Idee! Lass das.
Am Montag ging ich los. Wir sind zu spät dran, ich bin soo gern pünktlich bei meinen Klienten. Gott sei Dank kennen wir unseren Spaziergang in und auswendig und meine drei Musketiere gehen sonst brav mit. Nun bin ich jedoch gestresst. Meine Hunde wittern das wie der Hai den Blutstropfen in den Weiten des Meeres. Ich habe keine Chance. Sie liegen auf der Lauer, bereit zuzuschlagen, sobald ich ein Zeichen der Schwäche, Konzentrationslosigkeit zeige oder einfach einen schlechten Stand habe. Ich gehe in Habachtstellung die Runde. Angekommen an der schwierigsten Stelle atme ich auf. Weit und breit nix zu sehen und ich kann das letzte Stück begehen. Es ist eng dort. Ein schmaler Weg zwischen einer dichten Hecke und einer kleinen abschüssigen Rasenfläche, welche im Fluss endet. Fast geschafft blicke ich nach vorn und sehe Getrud mit ihren zwei Mischlingshunden. Ich halte die Luft an und schließe die Augen. Erfahrene Hundemenschen wissen, was jetzt kommt. In Sekundenbruchteilen analysiere ich das Spiel. Wie beim Schach setze ich die Figuren, beachte die Gegebenheiten, das Wetter und unsere Befindlichkeiten. Schätze Getrud und ihre zwei ein und wäge die beste Strategie ab. Getrud zieht zuerst, obwohl ich weiß habe und dran wäre. Zielgenau biegt sie in den schmalen Weg ein und das Unglück nimmt seinen unweigerlichen Lauf.
Umdrehen hätte das Ganze vermieden, dann wäre ich viel zu spät zum Termin erschienen. Als gut erzogenes, sehr urdeutsches Mädel sagt mein innerer Monk, dass das auf gar keinen Fall geht. Lieber sicher ich meine pöbelnde Meute ab und bleibe pünktlich. Ja ihr habts gemerkt, idiotisch. Meine Intuition sagt ganz klar: Wichtig ist nicht pünktlich zu sein, sondern die Hundebegegnung entspannt zu meistern, egal was du dafür brauchst.
Ich weiß es also besser. Ich predige es meinen Klienten tagein, tagaus und springe selbst sehenden Auges in den Riesenfettnapf in Form von Getrud und ihren zwei Hunden.
Schnell schreite ich zur Tat. An einem breiteren Flecken Gras setze ich meine drei ab und sichere Richtung Weg. Die Haie haben das Blut schon längst gewittert und sind zum Sprung bereit. Ich bin gedanklich nicht nur in der Situation, sondern schon beim Termin. Was für ein grandioser Fehler.
Zwei unvorhergesehene Dinge passieren gleichzeitig. Getrud nimmt ihre Hunde auf unsere Seite rüber. Sicher wollen sie nur mal „Hallo“ sagen, sind ja Artenkumpels. Und mein Rüde lässt sich alle Jubeljahre mal einfallen, dass dieser eine Hund doof ist und bepöbelt werden möchte. Das habe ich nicht auf dem Schirm, da es verdammt selten vorkommt und er sonst das verlässliche, ruhige Musketier ist, dass die ganze Aufregung nicht versteht, Kekse immer gern annimmt. Der Rasen ist feucht und die drei Musketiere haben eine Zugkraft von über 60 Kilo. Mehr als ich wiege, nur falls jemand sich fragt. Sie stürzen sich auf die beiden. Schlimmstes kann ich verhindern, war ja zu zwei Drittel vorbereitet. Zwei Hände haben zwei Hunde zügig im Griff, nur der Dritte entkommt und schießt Richtung Gertrud. Diese rennt erschrocken von Dannen. Das „Hallo“- Sagen hat sie sich anders vorgestellt. Der ganze Park ist nun wach und blickt zu uns. Den Rest des Weges passieren wir ohne weitere Zwischenfälle. Alle gehen uns gepflegt aus dem Weg und werfen mir diese Blicke zu. Mitleid, Angst oder auch Unverständnis darüber, wie ich nur drei Hunde ausführe, ohne sie im Griff zu haben. Meine drei Musketiere trotten brav an lockerer Leine neben mir den Weg entlang, erhobenen Hauptes, zufrieden mit ihrem Werk.
An Tagen wie diesen wünsche ich mir mehr Zeit. Mehr von allem. Vor allem wünsche ich mir meinen Verstand auszuschalten und auf meine Intuition zu hören. Jeder Klient hat Verständnis für diesen Moment und das anschließende Zuspätkommen. Schließlich arbeite ich mit Hundemenschen. Meist sogar mit dem Thema Hundebegegnungen.
Also ihr Lieben, lasst solche Glaubenssätze fallen! Hört auf eure innere Stimme, sie weiß, was gut ist! Dreht um, verdammt nochmal!
Morgen wird ein besserer Tag
Eure Lydia

#hundebegegnung #hundeleben #hund #hunde #morimari #hundetraining #vertrauen #bindung #menschhundbeziehung #menschundhund #menschhundteam #gruppendynamik #kooperation #regelnmithund #lebemmithunden #mehrhundehaltung #tagewiedieser #shithappens

Lydi - 08:42:56 @ Mein Leben mit den drei Musketieren | 8 Kommentare

  1. Britta

    2024-06-10

    Im Erleben ist es sicher doof, aber für hinterher ist es dann doch wieder eine gute Geschichte. Also,, wenn man das ‘Negativ-Beispiel’ für den Kunde aus dem Hut zaubern kann und eben sagen kann, ja auch ich als Profi mache manchmal dumme Fehler :-)
    Schön geschrieben jedenfalls.
    Und so von Katzenmensch zu Hundemensch - meine weiss auch gaaanz genau, wenn ich gestresst bin und weder Zeit noch Lust habe, eine Katze auf / unter/ neben oder zwischen den Füssen zu haben, haha.

    Liebe Grüsse, Britta

  2. Sylvia Tornau

    2024-06-10

    Liebe Lydia, wie gut ich das nachvollziehen kann, diesen Termindruck, der den freien Zugang zur Intuition verstellt. Ich bin kein Hundemensch, weil zum einen fürchte ich mich noch immer vor Hunden bzw. vor Begegnungen mit anderen Hunden, zum anderen war der Verlust unserer Hunde ein zu großer Schmerz. Einer wurde im Alter von 5 Jahren vergiftet, der andere hat sich von der Leine gerissen, ist einem Reh hinterher und wurde vom Zug überfahren. Ich kann mich aber noch gut daran erinnern, dass ich oft Wege gegangen bin, wo mir möglichst keine anderen Hunde begegnet sind. Als ich deinen Beitrag gerade las, dachte ich, wie gut es ist, dass du mit den Tieren an deiner Seite so achtsam bist und auch sein musst. Dieses Überprüfen des eigenen Zustandes und wie dieser sich auf die Hunde auswirkt. Mit deinem Beitrag verstehe ich viel besser, wie Hunde - als Therapiehunde - zur Selbstregulation beitragen können. Ich arbeite in einer Jugendhilfeeinrichtung und eine Kollegin hat die Idee eines Therapiehundes schon mehrfach eingebracht. Danke dir für diese Blicköffnung durch deinen persönlichen Artikel. Herzliche Grüße Sylvia
    P.S. Ich mag die toten Hosen auch sehr ✨

  3. Nadja Sonnenschein

    2024-06-12

    Liebe Lydia, das ist eine sehr schön geschriebene Geschichte :) Mir gefällt dein Schreibstil wirklich gut!

  4. Chantal

    2024-06-14

    Liebe Lydia
    Ohh wie gut kenne ich diese Situationen.. Mein Yaro, ein bald dreijähriger Malinois-Mischling, ist momentan voll ein Pupertier. Und so Situationen wie du beschreibst, die kenne ich auch. Und ich danke dir, als Hundeprofi, dass du mich durch deinen Artikel bestärkst, auf meine Intuition wie auch auf meinen Hund genau zu hören und achten.
    Weil dann kommen wir am besten durch den Tag. Und ja, sie spüren unsere kleinste Ablenkung, Unsicherheit und nützen das voll aus. 🤪
    Einfach Danke für deinen Einblick in deinen Hundealltag.
    Herzlichst Chantal

  5. Lydia

    2024-06-14

    Liebe @Chantal vielen Dank für deinen Kommentar. Ich rate immer zur Intuition! Das Bauchgefphl ist ein super Navigator! =)

  6. Sabine Landua

    2024-06-14

    Liebe Lydia,
    ich musste so schmunzeln beim Lesen und konnte die Situation so gut nachvollziehen! Wie oft hat man es eilig und möchte “nur noch mal schnell” eine Rund drehen, ist schon in Gedanken einen Schritt weiter und “zack” erwischt es einen völlig unvorbereitet. Das kennt jeder Hundebesitzer. Meist ärgere ich mich dann über mich selbst, denn ich hätte es besser wissen müssen. Trotzdem gehören diese Situationen einfach dazu und ich versuche, das nächste Mal wieder achtsamer spazieren zu gehen und diese Ruhe auch auf meine beiden Hund zu übertragen ;-)
    Liebe Grüße
    Sabine

  7. Hilke Barenthien

    2024-06-17

    Liebe Lydia,
    eine tolle Beschreibung. Ich sehe die Szene vor mir. Auch ohne Hund, kann ich das gut nachvollziehen. Das Bauchgefühl ist oft ein guter Indikator. Leider ignoriere ich es auch viel zu häufig.
    Liebe Grüße,
    Hilke
    P.S. Ich liebe dieses Lied von den Toten Hosen

  8. Jennifer Kisner

    2024-06-17

    Liebe Lydia,
    ich bin auch der Typ Mensch, der Sachen eher durchzieht als Verabredungen oder Pläne zu verschieben. Daher nehme ich den Appell, auf seine Intuition zu hören, gerne für mich mit.
    Der Hund meiner Eltern ist mir schon mal ausgerissen und wurde von Nachbarn eingefangen. Angenehm war diese Situation wirklich nicht. Ich denke mir, dass es gerade als Hundetrainerin Mut erfordert, eine solche Situation zu teilen. Doch genau das macht dich menschlicher und nahbar. Es ginge am Leben vorbei, wenn man nach Außen hin so tut, als würde bei einem selbst alles perfekt laufen. Daher danke für deine Authentizität und Ehrlichkeit. Genau durch dieses Beispiel allein hilfst du sicher schon einigen Menschen.
    Liebe Grüße
    Jennifer

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